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Es werden Posts vom Oktober, 2019 angezeigt.

Wenn man mich mit meiner autistischen Tochter sieht,...

Wenn man mich mit meiner autistischen Tochter sieht, ... könnte man meinen, ich sei eine krasse Attachement Parenting Mutter, denn ich trage mein (ein Meter großes) Kindergartenkind noch immer (in der Kraxl) durch die Großstadt. Was ihr nicht seht: Die Kraxl ist Maries Zufluchtsort bei Reizüberflutung. ... könnte man meinen, dass ich es mit der Bindungsorientierung doch etwas zu weit treibe, denn wenn es hart auf hart kommt kuscheln Marie und ich auch im Regen auf der Bordsteinkante mitten in der Großstadt. Was ihr nicht seht: Wenn es für Marie zu viel wird, wird es zu viel. Dann müssen wir schnell handeln und Sicherheit schaffen. ... könnte man meinen, ich sei laissez-faire, denn ich lasse meiner Tochter Dinge durchgehen, die Andere beanstanden würden. Was ihr nicht seht: Das Befolgen jeder noch so selbstverständlichen sozialen Regel ist für Marie eine Herausforderung. Wir entscheiden uns daher nur für die Regeln, die uns wirklich wichtig sind. ... könnte man meinen

Gebärden für Einsteiger 2: Eine 'step by step'- Anleitung

Gebärde für 'fertig' Schritt für Schritt: So hat Marie Gebärden gelernt  Wie im vorherigen Artikel bereits angekündigt, möchte ich euch heute unser persönliches Vorgehen beim Gebärden vorstellen. Falls ihr der Typ Mensch seid wie ich - schnell das Vorgeplänkel überblättern, damit man direkt zum springenden Punkt kommt - noch einmal kurz der Hinweis: ich bin keine Fachfrau für Gebärden, sondern beschreibe hier nur unseren persönlichen Weg. 0. Stellen für Unterstützte Kommunikation:  Ok... jetzt muss ich doch noch etwas vorneweg schicken: Falls ihr Gebärden aufgrund einer ausbleibenden oder starken Sprachentwicklungsverzögerung lernen möchtet, empfehle ich euch zu allererst nach Beratungsstellen für Unterstützte Kommunikation zu googlen. Die sind absolut großartig, helfen euch, eurem Kind und dem Kindergarten (!), finden das passende Kommunikationsmedium, schreiben Anträge und Widersprüche... also wirklich eine tolle Sache - mit einem entscheidenden Haken: Die Wartelist

Gebärden für Einsteiger 1: die Basics

Gebärde für 'zu Hause' daslebeninrosa hat einen, wie ich finde, fabelhaften hashtag ins Leben gerufen, der da heißt: #stelldirvoresgehtundwirwissenwie . Es soll dabei um den Austausch von Informationen und Erfahrungen gehen, eben all jenem Wissen, das man sich über die Zeit erarbeitet hat und von dem man denkt: "Ach, hätte ich das doch nur mal vorher gewusst!". Da Maries Sprachentwicklung deutlich verzögert ist, bekam ich früh den Hinweis, wir sollten doch Gebärden und Bildkarten verwenden. Egal ob Logopädie, Frühförderung oder Autismusforen - alle reden darüber, aber keiner konnte mir in einfachen Sätzen erklären, wie man das denn nun genau macht. Auch die Literatur, die ich las, fand ich oft umständlich, sperrig und eben nicht auf den Punkt gebracht. Hier kommt daher mein Versuch, eine Art "Gebärden für Dummies" zu erstellen (Bildkarten kommen in einem separaten Artikel). Ich möchte unbedingt an dieser Stelle festhalten, dass ich keine Fachfr

Über Freude

Photo by  Bekka Mongeau  from  Pexels Eigentlich wollte ich in dieser Gefühlsserie primär über meine Gefühle und Empfindungen als Mutter schreiben, denn ich mag mich gar nicht anmaßen zu behaupten, dass ich alle Gefühle meiner Tochter kenne. Egal wie gut ich mein Kind beobachte, so wenig kann ich dann doch in ihren Kopf schauen (rw). Bevor ich jedoch diesmal mit dem Thema Freude beginne, möchte ich mit dem Autismus-Klischee Nr. 174 aufräumen und festhalten: Meine Tochter kann sich freuen. Und zwar so richtig! Das ist diese Freude, die beginnt im kleinen Zeh und endet in den Haarspitzen. Da wird gehopst, gestrahlt und laut gelacht. Diese Freude ist so rein und überschäumend. Ich kenne niemanden, der bei dieser Freude nicht mitlachen musste. Die "Hier-und-Jetzt Freude"  Aber zurück zum eigentlichen Thema. Als ich diesen Artikel schrieb, habe ich lange nachgedacht, ob und wie sich die Freude, die ich im Alltag empfinde, von denen anderer Mütter unterscheidet. Folgende Erk

Über Traurigkeit

Postkarte von Jonna Und manchmal, da bin ich einfach traurig. Wenn ich die Rückmeldung aus dem Kindergarten bekomme, dass Marie ein anderes Kind gehauen hat, werde ich traurig. Nicht wütend oder ärgerlich, ich schäme mich auch nicht oder bin enttäuscht, nein, ich bin einfach traurig. Traurig darüber, dass Marie noch keine ausreichenden Alternativen kennt, um ihre Gefühle, Wünsche und Gedanken zu äußern. Traurig, weil sie nicht versteht, dass sich Menschen abwenden, wenn man dauerhaft nicht die sozialen Regeln befolgt. Traurig, denn ich wünschte mir, dass mein Kind fröhlich mit anderen Kindern spielte. Traurigkeit gehört zu den unangenehmen Gefühlen, die, die man am liebsten vermeiden möchte. Dabei hat auch die Traurigkeit so viel Sinn! (Wer mag, darf an dieser Stelle kurz inne halten und sich fragen, was die Funktion von Traurigkeit eigentlich ist.) Die Funktion der Traurigkeit Traurigkeit verrät uns viel über unsere Wünsche und Bedürfnisse. Sie ist damit ein Wegweiser fü