Ursprünglich hatte ich für heute einen Post über unseren Alltag verfasst. Ich wollte euch mitnehmen in unser Leben, das durch Marie vermutlich anders ist als bei anderen, das durch Routinen und kleine Schritte geprägt wird. Ich wollte erzählen, was gut läuft und was schlecht, wie wir als Paar noch Zeit finden und ob mein Ich da auf der Strecke (rw) bleibt. Jetzt fühlt sich dieser Artikel natürlich etwas absurd an, denn SO wird unser Tag natürlich in den nächsten Wochen nicht aussehen. ⠀
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Für uns, als Familie mit einer autistischen Tochter, erlebe ich die kommende Zeit als Katastrophe, genauso als Chance, genauso als Frage der Solidarität.⠀
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Katastrophe, weil damit unser gut eingeübter, routinierter Alltag durcheinander gekommen ist. Und ja, das geht allen so, aber für Marie und auch mich sind diese unglaublich wichtig. Routinen sind Sicherheit, sie erklären, sie geben Marie und uns allen klare Anweisungen. ⠀
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Darüber hinaus ist es für meine eigene Belastungsgrenze unglaublich wichtig, dass Marie und Paula zeitweise woanders sind. Ein Kind pflegen kostet auch im perfekt geplanten Superalltag enorm viel Kraft. Klassisches freies Spiel gibt es hier nicht, Medien führen viel zu schnell zur Überreizung und sind daher keine Alternative, und auch wenn in der Theorie alles kindersicher ist, kann ich Marie nicht aus den Augen lassen. Daher erübrigt es sich auch für uns, uns mit anderen Eltern abzuwechseln. Wenn wir Social distancing machen, dann also in der, sagen wir mal, pure Edition. Diese Kraftanstrengung geht - ihr könnt es euch denken - zu Kosten meiner Selbstfürsorge, Maries Förderung und natürlich schlussendlich auch meiner Patienten.⠀
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Gleichzeitig erlebe ich diese 5 Wochen als Chance. (Und das natürlich aus der privilegierten Position heraus, junge Schwiegereltern zu haben, die freigestellt wurden und bei uns die nächsten Wochen wohnen. Wir haben eine große Wohnung, keine finanziellen Sorgen und Marie werden die sozialen Kontakte vermutlich weniger fehlen als anderen Kindern. Ich möchte daher wirklich den Hut ziehen (rw) vor den vielen Familien, die es deutlich schwerer haben als wir!).⠀
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Ich weiß, wie anstrengend die 4,5 Stunden Fremdbetreuung für Marie normalerweise sind. Ich weiß auch, wie sehr sie profitiert, wenn wir zusammen intensiv Zeit verbringen. Ich erinnere mich, an unsere Reha vergangenen Sommer. Wie überfordert ich war und wie wir diese Extremzeit für uns am Ende nicht nur erträglich, sondern auch sinnstiftend genutzt haben. Viele der #spielenstattpanik Ideen mögen für uns nicht umsetzbar sein (Anweisungen kann Marie schwer folgen), aber wir können unsere eigenen sozusagen #routinenstattpanik aufbauen. Ich habe am Wochenende Materialien gekauft und einen Plan gemacht: nach und nach möchte ich feste Tagesordnungspunkte einführen. Vom Morgenkreis über den Waldspaziergang zum Kasperletheater, ich habe den Eindruck, das ist machbar. Wir nutzen die Zeit für windelfrei und Lautübungen. Solange ich den Überblick behalte, scheint es mir bewältigbar und am Ende hoffentlich sogar eine positive Erfahrung für uns alle.
Ganz abgesehen davon, fühle ich mich gerade mitten in einer so bewegenden Zeit. Wir werden noch in Jahren über den Frühling 2020 sprechen und ich bete, dass wir voller Stolz sagen können: wir haben das geschafft. Wir haben Menschenleben gerettet (und damit meine ich nicht nur die Älteren, sondern auch die Jungen, die womöglich bei einem Unfall auf Intensivmedizin angewiesen sind und für die noch genug Betten verfügbar sein müssen). Heute kann jeder etwas tun. Verzicht mag schwierig sein, das sind wir hier nicht mehr gewohnt. Aber was für ein schöner Gedanke das wäre, nach so vielen Horrormeldungen der vergangenen Monate: Jeder kann Menschenleben retten.
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Für uns, als Familie mit einer autistischen Tochter, erlebe ich die kommende Zeit als Katastrophe, genauso als Chance, genauso als Frage der Solidarität.⠀
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Katastrophe, weil damit unser gut eingeübter, routinierter Alltag durcheinander gekommen ist. Und ja, das geht allen so, aber für Marie und auch mich sind diese unglaublich wichtig. Routinen sind Sicherheit, sie erklären, sie geben Marie und uns allen klare Anweisungen. ⠀
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Darüber hinaus ist es für meine eigene Belastungsgrenze unglaublich wichtig, dass Marie und Paula zeitweise woanders sind. Ein Kind pflegen kostet auch im perfekt geplanten Superalltag enorm viel Kraft. Klassisches freies Spiel gibt es hier nicht, Medien führen viel zu schnell zur Überreizung und sind daher keine Alternative, und auch wenn in der Theorie alles kindersicher ist, kann ich Marie nicht aus den Augen lassen. Daher erübrigt es sich auch für uns, uns mit anderen Eltern abzuwechseln. Wenn wir Social distancing machen, dann also in der, sagen wir mal, pure Edition. Diese Kraftanstrengung geht - ihr könnt es euch denken - zu Kosten meiner Selbstfürsorge, Maries Förderung und natürlich schlussendlich auch meiner Patienten.⠀
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Gleichzeitig erlebe ich diese 5 Wochen als Chance. (Und das natürlich aus der privilegierten Position heraus, junge Schwiegereltern zu haben, die freigestellt wurden und bei uns die nächsten Wochen wohnen. Wir haben eine große Wohnung, keine finanziellen Sorgen und Marie werden die sozialen Kontakte vermutlich weniger fehlen als anderen Kindern. Ich möchte daher wirklich den Hut ziehen (rw) vor den vielen Familien, die es deutlich schwerer haben als wir!).⠀
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Ich weiß, wie anstrengend die 4,5 Stunden Fremdbetreuung für Marie normalerweise sind. Ich weiß auch, wie sehr sie profitiert, wenn wir zusammen intensiv Zeit verbringen. Ich erinnere mich, an unsere Reha vergangenen Sommer. Wie überfordert ich war und wie wir diese Extremzeit für uns am Ende nicht nur erträglich, sondern auch sinnstiftend genutzt haben. Viele der #spielenstattpanik Ideen mögen für uns nicht umsetzbar sein (Anweisungen kann Marie schwer folgen), aber wir können unsere eigenen sozusagen #routinenstattpanik aufbauen. Ich habe am Wochenende Materialien gekauft und einen Plan gemacht: nach und nach möchte ich feste Tagesordnungspunkte einführen. Vom Morgenkreis über den Waldspaziergang zum Kasperletheater, ich habe den Eindruck, das ist machbar. Wir nutzen die Zeit für windelfrei und Lautübungen. Solange ich den Überblick behalte, scheint es mir bewältigbar und am Ende hoffentlich sogar eine positive Erfahrung für uns alle.
Ganz abgesehen davon, fühle ich mich gerade mitten in einer so bewegenden Zeit. Wir werden noch in Jahren über den Frühling 2020 sprechen und ich bete, dass wir voller Stolz sagen können: wir haben das geschafft. Wir haben Menschenleben gerettet (und damit meine ich nicht nur die Älteren, sondern auch die Jungen, die womöglich bei einem Unfall auf Intensivmedizin angewiesen sind und für die noch genug Betten verfügbar sein müssen). Heute kann jeder etwas tun. Verzicht mag schwierig sein, das sind wir hier nicht mehr gewohnt. Aber was für ein schöner Gedanke das wäre, nach so vielen Horrormeldungen der vergangenen Monate: Jeder kann Menschenleben retten.
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