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Marie ist jetzt drei Jahre alt und benötigt beim An- und Ausziehen weiterhin viel Hilfe. Die Koordination fällt ihr schwer, aber vor allem hat sie keine Lust. Sie sieht, so scheint es mir, einfach nicht den Sinn darin. Und das viel vorgeschlagene "Aussitzen und Abwarten" ist nicht wirklich realisierbar, wenn man 1. zur Kita muss und 2. die Mama nicht mit unendlicher Geduld ausgestattet ist.
Was können wir also tun?
Marie gab uns quasi die Antwort von selbst: "Wenn es mir Spaß macht, bin ich bereit zu lernen." Und was macht Marie Spaß? Fangen! Mir fiel auf, dass sie immer lachend vor mir weg rannte, wenn ich mit den neuen Kleidungsstücken ankam. Wir spielten also eine Runde Fangen und immer dann, wenn ich sie fing, zog sie ein Kleidungsstück aus bzw. an. Und schon ging die nächste Runde los.
Dauert es länger? Ja! Starten wir damit besser gelaunt in den Tag? Doppel-Ja! Und lernt sie dabei sich anzuziehen? Doppelt und dreifach Ja!
Nun kann man natürlich einwenden, dass ich mir an diesem Punkt ganz schön auf der Nase rumtanzen (rw) lasse. Das mag vielleicht sogar stimmen. Ich kann nur meine Tochter nicht zwingen, sich anzuziehen. Ich könnte natürlich so etwas probieren wie "Wir gehen erst zum Spielplatz, wenn du angezogen bist." Das Problem: So schlimm fände das Marie eigentlich nicht. Paula und ich hingegen schon. Zusätzlich kann sich meine Tochter ja noch gar nicht anziehen, sie ist also auf Übung angewiesen. Anziehen ist für sie anstrengend und frustrierend- ich glaube, genau in solchen Momenten ist es wichtig, dass ich ihr entgegen komme.
Verziehe ich dadurch meine Tochter? Ich glaube nicht. Ich glaube nicht, dass dieses Problem ewig Bestand haben wird: Ich kann mir kaum vorstellen, dass wir dieses Spiel noch spielen werden, wenn Marie 13 Jahre alt ist. Und wisst ihr was: Sollte es doch so sein, dann ist es eben so. Sobald sie in der Lage ist, sich schnell und sicher Anzuziehen, können wir uns andere Optionen überlegen.
Ich verfasse dieses Artikel nicht, weil ich meine Idee wahnsinnig kreativ finde. Ich schreibe ihn, weil ich wieder einmal etwas gelernt habe: Man kann Kinder nicht zwingen etwas zu lernen. Autistische Kinder erst Recht nicht. Es ist unsere Aufgabe als Eltern, Pädagogen und Therapeuten herauszufinden, mit welchen Materialien und Interessen unsere Kinder lernen wollen. Und manchmal muss man dafür vielleicht Umwege gehen.
Oder wie Mary Poppins eins sang:
"Denn was man voller Freude tut,
schmeckt uns wie Kuchen gut.
Ein Scherz ein Spiel,
dazu gehört nicht viel.
Wenn ein Löffelchen voll Zucker bittre Medizin versüßt,
rutscht sie gleich noch mal so gut.
Und baut ein Vögelchen sein Nest,
ganz früh es sein Baum verlässt,
sucht es unermüdlich Federn keim und Zweig.
Doch wird die Arbeit ihm zu Lust,
Dann singt es froh und selbstbewusst .
Es weiß ein Lied, das schafft ein Frohgemüt."
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