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Es werden Posts vom März, 2019 angezeigt.

Über Hurrikan- und Tsunami-Tage

Photo by  Johannes Plenio  from  Pexels Zur Zeit ist ziemlich viel los bei uns: Marie und Paula haben sich kurzfristig für eine gemeinsame, intensive Trotzphase entschieden. So richtig mit allem Pipapo: Auf den Boden werfen, schreien, heulen und um sich schlagen. Alles Verbotene hat eine magische Anziehungskraft und jede Regel wird hinterfragt. Hinzu kommt mein Wiedereinstieg in eine Psychotherapie-Praxis in zwei Wochen. Als der Termin noch in weiter Ferne lag, war meine Vorfreude riesig, mittlerweile überwiegt deutlich das Lampenfieber. Obendrauf beschäftigt uns die Frage, in welchen Kindergarten Marie im Sommer wechseln soll und die Entscheidung fällt uns wirklich schwer. In solchen Phasen merke ich immer wieder, dass es Tage gibt, die ich - wie ich finde - meisterhaft bewältige und andere, an denen ich mich völlig überfordert und hilflos fühle. Ich nenne sie die Hurrikan- und Tsunami-Tage. Die Hurrikan-Tage  Manchmal kommt alles zusammen. Die Kinder streiten sich, sind unzu

Drei Aussagen, die ich als Mutter einer autistischen Tochter nicht mehr hören kann

Immer wieder höre ich Aussagen, die nie böse gemeint sind, die mich aber doch ärgern, verletzen oder irritieren. Ich weiß, dass mach Einer unser Leben anders gestalten würden (ich seines in der Regel auch ;-)), denn jeder Mensch hat seine eigene Sicht auf die Dinge. Diese drei Aussagen haben es aber in unsere Top 3 der Nett-gemeint-trotzdem-doof-Sätze geschafft und ich möchte sie euch heute mit besseren Alternativen vorstellen. "Xy hat auch noch nicht mit 3 Jahren gesprochen." Ich liebe Mutmach-Geschichten! Lese ich in Foren von anderen Kindern, die mit fünf Jahren anfingen zu sprechen und seitdem ihren Eltern die Ohren abkauen (rw), freue ich mich riesig! Wird der zehnjährige Sohn zum ersten Mal zu einem Kindergeburtstag eingeladen, fließen bei mir die Freudentränen. Es gibt so viele Geschichten, die inspirierend sind, die Mut machen und die auf so rührende Weise verdeutlichen, wie unterschiedlich Entwicklungen verlaufen und wie viel Potenzial in jedem steckt. Was i

Wie autistisch darf meine Tochter sein?

Wie autistisch darf meine Tochter sein? Eine an sich absurde Frage, denn natürlich können weder Marie noch ich entscheiden, ob sie Autistin sein will oder nicht. Man kann auch nicht einfach zum Arzt sagen "Oh ups, Autismus, hm, ok, das ist mir zu krass. Ich nehme dann doch bitte die Standardausgabe.", ein Mittelchen geben und zack, ist das Kind "normal". Marie gibt es so, wie sie ist; den "Autismus wegmachen" hieße ihre Person komplett verändern zu wollen. Gleichzeitig zeigen Studien, dass die ersten Lebensjahre die sensible Phase schlechthin für ganz viele Entwicklungsbereiche sind. Kleinkinder lernen viel leichter und spielerischer, das gilt für autistische wie neurotypische. Forscher sind sich daher einig, dass man möglichst früh ansetzen sollte, autistische Kinder zu unterstützen. Für mich macht das auch absolut Sinn: Ich sehe ja, dass Marie viele Dinge schwerer fallen als Gleichaltrigen- da will ich natürlich unterstützen, wo ich nur kann. Dabei

Über das Selbstwertgefühl bei (neurodivergenten) Kindern

In meiner Arbeit als Psychotherapeutin kommt bei fast allen Patient*innen früher oder später das Thema Selbstwertgefühl zur Sprache. Zu Hause als Mutter frage ich mich, wie ich meine autistische Tochter darin unterstützen kann, ein stabiles Selbstwertgefühl zu entwickeln- in einer Welt und einem Alltag, der ihr immer wieder zeigt, dass sie "anders" ist.  Eine kleine, aber wichtige Alltagsbeobachtung Letzte Woche bei der Ergotherapie beobachtete ich folgende Szene: Eine Mutter unterhielt sich in Anwesenheit ihrer ca. siebenjährigen Tochter über die Therapiestunde mit der Ergotherapeutin. "Sie hat sich heute richtig gut konzentriert", meinte die Therapeutin und die Mutter antwortete: "Oh wie schön, dann hatte sie heute also einen guten Tag."  Warum schreibe ich über diese Beobachtung und was hat sie mit Selbstwertgefühl zu tun? In der Psychologie sprechen wir von Attributionen, also von Ursachenzuschreibungen. Es ist ein spannendes Feld, denn e